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2025-05-08 Ein Fest mit Tränen in den Augen - Freundschaft mit Russland

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Freundschaft mit Russland e.V.
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Ein Fest mit Tränen in den Augen
2025-05-08
Zum 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg.
Gastkommentar von Sergej J. Netschajew

Am  9. Mai wird in unserem Land der 80. Jahrestag des Sieges im Großen  Vaterländischen Krieg und der Befreiung Deutschlands und Europas vom  Nazismus gefeiert. Für alle Völker der ehemaligen Sowjetunion ist es  fürwahr ein heiliges Datum. Der Vernichtungskrieg, den die Nazis gegen  die Völker der Sowjetunion vom Zaun gebrochen hatten, riss 27 Millionen  Sowjetbürger in den Tod. Mehr als die Hälfte von ihnen waren Zivilisten.  Der blutigste Konflikt des 20. Jahrhunderts traf fast jede sowjetische  Familie, brachte bittere Not und unermessliches Leid und legte eine  Vielzahl von Städten und Dörfern in Schutt und Asche. Als Nachkommen der  Sieger stehen wir in der Pflicht, die Erinnerung an die Ereignisse  jener Jahre zu bewahren und uns die harten Lehren aus dem Krieg vor  Augen zu halten, damit eine solche Tragödie nie wieder passiert. Um an  dieser Stelle den Präsidenten der Russischen Föderation zu zitieren:  »Nur das Verständnis dafür, welchen Preis unsere Vorfahren bei der  Verteidigung ihres Heimatlandes für den Sieg gezahlt haben, kann uns zur  Erkenntnis kommen lassen, was uns und unser Land ausmacht.«

Gleichzeitig  hat Russland die heldenhaften Leistungen der Sowjetsoldaten und die  Opfer, die das Sowjetvolk für den Sieg bringen musste, nie nach  Nationalität unterschieden und will das auch heute nicht tun. Der Sieg  ist unser gemeinsames Gut und die Erinnerung an die Kriegstoten unser  gemeinsamer Schmerz. Angehörige aller sowjetischen Brudervölker standen  im Schulterschluss miteinander auf, um die Invasion der Hitler-Horden in  ihre Heimat abzuwehren, und begaben sich in den tödlichen Kampf mit dem  Feind, ohne das eigene Leben zu schonen. Durchstehen und siegen konnten  wir in jenem Krieg nur gemeinsam.

Den Feierlichkeiten anlässlich  des 80. Jahrestages des Sieges misst Russland eine außerordentlich  große Bedeutung bei. Denen in Deutschland kommt in diesem Kontext ein  besonderer Stellenwert zu. Denn hier befinden sich mehr als 4.000  Grabstätten, in denen mehr als 700.000 Sowjetsoldaten ruhen. Wir machen  alles Mögliche, um diesen Jahrestag in Würde zu begehen. Die russischen  Auslandsvertretungen in Deutschland sind zusammen mit Kollegen aus den  diplomatischen Missionen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten dabei,  ein umfassendes Veranstaltungsprogramm zu realisieren. Dieses reicht von  Gedenkaktionen und Ausstellungen über Konzerte, Filmvorstellungen und  andere Kulturevents bis hin zu Bildungs- und  Informationsveranstaltungen. Zusammen mit Veteranen, russischen  Landsleuten in Deutschland, Angehörigen der Russischen Orthodoxen Kirche  und Vertretern aus der deutschen Öffentlichkeit suchen wir sowjetische  Grabstätten und Ehrenmale auf, um dort Kränze und Blumen niederzulegen.  Auch beteiligen wir uns an der Aktion »Unsterbliches Regiment«, die in  mehreren deutschen Großstädten, einschließlich Berlins, stattfinden  wird.

Von Herzen danken wir deutschen Gemeinden und Kommunen, dem  Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, freiwilligen Helfern und allen  deutschen Bürgern, denen diese Erinnerung teuer ist, für den  fürsorglichen Umgang mit den sowjetischen Soldatenfriedhöfen und  Gedenkstätten und die Unterstützung, die sie alle leisten, um den Helden  ihre Namen zurückzugeben. Während der zahlreichen Gedenkstunden, bei  denen in diesen Tagen in verschiedenen deutschen Regionen der  Sowjetsoldaten gedacht wurde, konnten wir uns von den freundschaftlichen  Gefühlen der einfachen Deutschen überzeugen, die die objektive  Erinnerungskultur weiterhin aufrechterhalten.

80 Jahre danach  bietet es sich an, zurückzuschauen und zu fragen, mit welcher Bilanz die  internationale Gemeinschaft vor dem Gedenktag steht und ob sie die  schrecklichen Lehren des Krieges ausreichend beherzigt hat. Mit Bedauern  müssen wir feststellen, dass in den letzten Jahren, da immer mehr  Zeitzeugen aus dem Leben scheiden, sich immer lautstärker die  politischen Kräfte zu Wort melden, die die Ursachen, den Verlauf und die  Ergebnisse des Krieges revidieren und den entscheidenden Anteil der  Roten Armee und des sowjetischen Volkes an dem Sieg über den Nazismus in  Zweifel ziehen wollen. Verdrängt wird die Versöhnung zwischen dem  deutschen und dem sowjetischen Volk nach dem Krieg ebenso wie die  Dankbarkeit gegenüber den Menschen in der UdSSR, die den Hass gegen den  einstigen Feind ablegten und dem deutschen Volk die Hand zur  Freundschaft und zur Unterstützung beim Wiederaufbau reichten. Es ist  unfassbar, dass heutzutage in einigen europäischen Ländern Nazis und  ihre Helfershelfer als Nationalhelden hochgepriesen, Straßen und  Prospekte nach ihnen benannt, Märsche von SS-Veteranen abgehalten und  gleichzeitig Denkmäler für Sowjetsoldaten zerstört und die Symbole des  Sieges verboten werden.

Es darf nicht passieren, dass die  Wahrnehmung der Ereignisse und der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges  von der jeweils aktuellen politischen Konjunktur abhängig ist. Diese  Botschaft ist um so eindringlicher, als in den westlichen Ländern  derzeit dazu aufgerufen wird, sich für einen Krieg gegen Russland zu  rüsten. Wir verurteilen diese Rhetorik als unverantwortlich und extrem  gefährlich. Russland lehnt entschieden jegliche Versuche ab, die  Geschichte zu politisieren und zu instrumentalisieren, die Ergebnisse  des Krieges, einschließlich der Urteile des Nürnberger  Militärgerichtshofs, zu revidieren, die Rolle des Sowjetvolkes dem  Vergessen anheimfallen zu lassen, Henker und Opfer, Angreifer und  Befreier gleichzustellen.

Jährlich ehren wir in diesen Tagen das  Andenken der Helden, die durch ihre Standhaftigkeit und ihren Mut den  gemeinsamen Sieg über den Feind näher brachten. Wir erinnern an den  Beitrag der Länder der Antihitlerkoalition zu diesem großen Sieg. Wir  ehren das Andenken der Opfer, die in den Kämpfen gefallen sind, in den  Konzentrationslagern erschossen und zu Tode gemartert wurden, durch  Hunger, Kälte, Verletzungen und Krankheiten starben sowie der Belagerung  und der Besatzung zum Opfer fielen. Die vom »Dritten Reich« und seinen  Schergen begangenen Verbrechen, die in der Weltgeschichte ihresgleichen  suchen und in den Urteilen des Nürnberger Militärgerichtshofes  dokumentiert wurden, müssen als Genozid an den Völkern der UdSSR  anerkannt werden. Wir rufen den neuen Deutschen Bundestag und die neue  Bundesregierung auf, diesen für Millionen Menschen wichtigen Schritt zu  machen und somit die historische Gerechtigkeit wiederherzustellen.

https://www.jungewelt.de/artikel/499591.ein-fest-mit-tränen-in-den-augen.html

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